Die Möhnetalsperre
Westfalens schwerstes Baudenkmal
Die imposante Möhnetalsperre, bestehend aus mehr als 250.000 Kubikmetern Bruchsteinen, stoppt unterhalb von Günne den Lauf der Möhne und staut die beiden Flüsse Möhne und Heve zum Möhnesee auf. Allein durch ihr Gewicht hält die 650 Meter breite und 40 Meter hohe Sperrmauer dem gewaltigen Druck von bis zu 134,5 Millionen Kubikmetern Wasser stand. Charakteristisch für ihr Aussehen sind der breite Mauerfuß (34 Meter) und die schmale Krone (über sechs Meter breit). Auch dank ihrer parabelförmigen Konstruktion wirkt die von Franz Brantzky entworfene Möhnetalsperre überraschend schmal und elegant.
Bevor der Mensch mit dem Bau der Möhnetalsperre die Natur bändigte, war das von Landwirtschaft geprägte Möhnetal immer wieder katastrophalen Überschwemmungen ausgesetzt; hervorgerufen durch das Schmelzwasser, das aus dem Sauerland kam. Im Sommer hingegen litten die Bewohner in trockenen Jahren unter Wassernot. Also entschied man sich dort, wo die kleine Heve in die größere Möhne mündete, eine Talsperre zu errichten, die gleichzeitig der Wasserversorgung des nahegelegenen Ruhrgebiets dienen sollte.
Tausende von Arbeitern, darunter viele italienische Baufacharbeiter, begannen 1909 mit dem Bau der Möhnetalsperre, den der Wasserbauingenieur Ernst Link leitete. Auf der damals größten Baustelle Europas, für die extra eine Bahnlinie zum Materialtransport geschaffen wurde, gab es keine technischen Hilfsmittel. Die gesamte Staumauer wurde von Hand errichtet. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil man Bestandteile wie den mächtigen Keil aus Geröll, der auf der Seeseite für Standsicherheit sorgt, heute gar nicht mehr sieht, weil sie weit unter Wasser liegen. Dennoch wurde die Sperrmauer nach nur vier Jahren Bauzeit fertiggestellt. Ein Jahr früher als vertraglich vereinbart. Bei ihrer offiziellen Einweihung am 12. Juli 1913 war die Möhnetalsperre die größte Stauanlage Europas.
Mit ihr ging die Ära der gigantischen Bruchsteinmauern zu Ende. Dem Gipfel deutscher Ingenieurskunst mussten über 800 Menschen weichen. Ihre Häuser und Höfe im Möhnetal wurden geflutet. Ganze acht Monate dauerte es, bis der zehn Kilometer lange See, der auch als Badewanne des Ruhrgebiets bezeichnet wird, vollgelaufen war. Taucher können die untergegangene Welt aus verfallenen Fundamenten und einem alten Steinbruch noch heute erkunden. Bei großer Dürre gibt der See sogar die alte Talbrücke frei. Ein seltenes Ereignis.
Auch heute noch, über 100 Jahre nach ihrem Bau, wird die zum Teil unter Denkmalschutz stehende Möhnetalsperre von den Menschen bewundert. Erst recht dann, wenn durch die 105 Überlauföffnungen unterhalb der Krone Wasser strömt, das die Luftseite mit einem Vorhang aus Gischt belegt. Das höchst seltene Schauspiel ist nur dann erlebbar, wenn der Möhnesee sein maximales Fassungsvolumen erreicht hat. Zuletzt lockte ein dreitägiger Überlauf im August 2007 tausende Schaulustige, der vorletzte Überlauf fand 1984 statt.
Besichtigung der Möhnetalsperre
Der Ruhrverband bietet regelmäßig Besichtigungen der Möhnetalsperre an – auch für Einzelbesucher. Nach einleitenden Informationen, auch in Form eines Films, wird der Kontrollstollen im Inneren der Talsperre begangen. Die Führung dauert eineinhalb bis zwei Stunden und kostet 2,50 Euro pro Person. Weitere Informationen sowie Termine finden Sie auf dem Internetauftritt des Ruhrverbands.